

Felix Rau
Lieblings-Streamer: Summit1G
Lieblings-Spiel: Warframe
Fun-Fact: Gehörte einst zu den Top 20 3-on-3 Warcraft 3 Teams der Welt
Cloud Gaming im Vergleich: Die vier beliebtesten Anbieter im Test
6. Mai 2021
Bereits 2004 wurden vom US-amerikanischen Pionier “Onlive” der erste Cloud Gaming Anbieter entwickelt, der ein immer häufiger auftretendes Problem lösen sollte: Wenn Du einen Computer mit starker Hardware für Gaming und Streaming nutzen möchtest, so musst Du in der Regel eine nicht geringe Menge an Geld ausgeben. Hinzu kommt, dass gerade Grafikkarten in den letzten Jahren nicht nur merklich teurer angeboten werden, sondern gerade neue Modelle auf dem Markt schnell vergriffen sind. Cloud Gaming hingegen lässt Dich via Internet auf besonders starken Gaming-Systemen zocken – und zwar zum Beispiel von Deinem alten Laptop aus.
Auch wenn Onlive letztendlich 2015 von Sony aufgekauft und schon bald aufgelöst wurde, so konnte sich das Erbe des ersten Cloud Gaming Anbieters durchsetzen. Heutzutage stecken nämlich richtig große Namen hinter den verschiedenen Plattformen. “Stadia” wird zum Beispiel von Google betrieben, während der Grafikkartenhersteller Nvidia mit “Geforce Now” ebenfalls ein eigenes Modell entwickelte. Darüber hinaus werfen wir in unserem Vergleich einen Blick auf Sony PlayStation Now sowie die in Frankreich entwickelte Version “Blade Shadow”. Welche der vier in Deutschland angebotenen Dienste uns wirklich überzeugen konnte, werden Dir die folgenden Zeilen verraten.
Die Cloud Gaming Anbieter in der Übersicht
Google Stadia | Nvidia Geforce Now | Blade Shadow | Sony PlayStation Now | |
---|---|---|---|---|
Anzahl Spiele* | 130+ | 800+ | keine Einschränkungen | 800+ |
Preis pro Monat | 9,99€ | 9,99€ | 14,99€ | 9,99€ |
Preis pro Jahr | 119,88€ | 99,99€ (8,33€/Monat) | 155,88€ (12,99€/Monat) | 59,99€ (4,99€/Monat) |
Probezeit | 1 Monat | kostenloses Modell verfügbar | keine | 7 Tage |
Auflösung | bis zu 4K / UHD | Full HD / 1.080p | bis zu 4K / UHD | Full HD / 1.080p |
Anmerkung: Alle Daten wurden April 2021 erhoben. Entsprechende Änderungen an Preisen, Videospielen und anderen Details können auftreten.
* Die Videospiele müssen bereits in Deinem Besitz sein
Natürlich bieten die verschiedenen Cloud Gaming Anbieter eine Reihe an unterschiedlichen Features und Eigenschaften. Wir haben einen genaueren Blick auf die verschiedenen Vor- und Nachteile geworden und verraten Dir genau, worauf Du vor dem Abschließen eines Abos achten solltest.
Cloud Gaming Anbieter #1 – Google Stadia
Quelle: Logo.Wine
Vorteile | Nachteile |
---|---|
✅ 4K / UHD bei 60 FPS | ❌ nur wenig Spiele werden unterstützt |
✅ inklusive Gratisspiele im Abo | ❌ Spiele außerhalb des Abos müssen über Stadia-Store gekauft werden |
✅ TV-Nutzung dank Chromecast Ultra | ❌ unterstützt nur wenige Smartphones (hier geht’s zur Liste) |
✅ 1 Monat Probezeit gratis |
Google Stadia dürfte mit Sicherheit der Cloud Anbieter sein, von dem die meisten unserer Leser bereits gehört haben. Schließlich hat der Internet-Gigante zum Launch in 2019 viel in Werbung investiert und sogar großspurig versprochen, dass in den hauseigenen Stadia-Studios eigene Spiele für die Plattform entwickelt werden würden. Mittlerweile wurden diese Entwicklerstudios allerdings geschlossen und Google möchte sich eher auf die Nutzung von Games von Drittanbietern konzentrieren.
Leider wurde der Spielekatalog seit der Einführung nur minimal erweitert, sodass zwar aktuelle AAA-Games anzutreffen sind, die Auswahl jedoch einfach zu gering ausfällt. Dafür gefällt allerdings das System selbst, das ohne großen Aufwand direkt eingesetzt werden kann: Lade Dir nach dem Abschluss eines Abos einfach die App herunter und starte auf Deinem PC oder Smartphone durch. Selbst auf dem TV kannst Du Google Stadia einsetzen, wenn Du dir vorab den Chromecast Ultra (69,99€) kaufst. Ungenügt ist allerdings, dass nicht einmal alle Android Smartphones unterstützt werden, sondern nur einige wenige Modelle kompatibel sind. Hier hätten wir von Google als Cloud Anbieter mehr erwartet.
Immerhin bekommst Du nicht nur ein stabiles und ruckelfreies Gaming-Erlebnis geboten, sondern kannst sogar HDR-Bilder, 5.1-Surround-Sound und eine 4K-Auflösung bei 60 FPS nutzen. Allerdings handelt es bei der Auflösung leider häufig nur um ein Upscaling von 1.080p und nicht alle Spiele wirken so, als ob die höchsten Einstellungsmöglichkeiten bei den Grafikoptionen genutzt werden. Auch ist eine Internetleistung von 50 Mbit/s oder gar 100 Mbit/s Pflicht.
Cloud Gaming Anbieter #2 – Nvidia Geforce Now
Quelle: Nvidia Homepage
Vorteile | Nachteile |
---|---|
✅ kostenlose Variante verfügbar | ❌ kein 4K-Streaming |
✅ hohe Anzahl unterstützter Spiele | ❌ unterstützt einige AAA-Anbieter nicht |
✅ schnelle Einrichtung | ❌ benötigt starke Bandbreite (50+ Mbit/s) |
✅ für Singleplayer-Spiele ideal |
Mit Nvidia Shield hatte das US-amerikanische Unternehmen bereits 2015 einen Cloud Gaming Dienst für heimische TV-Geräte entwickelt und 2020 eine erweiterte Version für PC und mobile Devices herausgebracht. Dabei handelt es sich hier um den einzigen Anbieter, der eine vollkommen kostenlose Nutzung für bis zu 60 Minuten am Stück anbietet. In der Abo-Variante bekommst Du einen vorrangigen Zugriff auf den Gaming-Server, eine längere Nutzungsdauer sowie eine RTX-Nutzung. Gerade bei Singleplayer-Spielen wird so eine richtig gute Leistung geboten.
Möchtest Du jedoch auch aktuelle FPS-Games wie zum Beispiel Apex Legends spielen, so solltest Du über eine schnelle und stabile Internetleitung verfügen – 50 Mbit/s stellen hier das Minimum dar, da ansonsten merkliche Lags und Ruckler vorhanden sind. Ebenfalls ein Nachteil: Einige große Entwicklerstudios wie Bethesda, Activision Blizzard oder 2K Games haben Nividia die Nutzung ihrer Games untersagt. Trotzdem findest Du über 800 Games in der immer weiter wachsenden Bibliothek des Anbieters.
Letztendlich gefällt uns der Cloud Gaming Dienst durchaus, bietet er doch eine echt schnelle Einrichtung und starke Hardware. So raten wir Dir dazu, dem kostenlosen Modell eine Chance zu geben und einfach auszuprobieren – sollte Dir die Leistung zusagen, so kannst Du später immer noch zum Abo-Modell wechseln.
Cloud Gaming Anbieter #3 – Blade Shadow
Quelle: Blade Shadow Homepage
Vorteile | Nachteile |
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✅ 4K bei 144 FPS | ❌ Abo-Preise teuer |
✅ unterstützt alle Spiele | ❌ merkliche Ruckler |
✅ auch für ungewöhnliche Bildformate (Beispiel: 21:9) geeignet | ❌ Zukunft ungewiss |
✅ simple Einrichtung |
Bevor wir weiter ins Detail zum französischen Cloud Anbieter gehen, müssen wir an dieser Stelle auf die aktuell (Stand: April 2021) noch ungewisse Zukunft des Unternehmens eingehen. Im März 2021 gab Blade Shadow nämlich bekannt, dass ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde und aktuell neue Investoren benötigt werden. Es sei eine Fortführung des Unternehmens geplant und Nutzer müssten sich keine Sorgen machen – auch wenn der geplante Ausbau der vorhandenen Hardware zunächst einmal stocken würde. Weitere Informationen werden wohl erst noch folgen.
Dabei punktete der Anbieter unlängst nach eigenen Angaben mit einer monatlichen Nutzerzahl von über 100.000. Auch die Vorteile – gerade gegenüber der Konkurrenz – sind nicht von der Hand zu weisen: Zwar musst Du zunächst Deine Games auf der Hardware des Anbieters installieren, bist dabei jedoch nicht eingeschränkt und kannst deine komplette Bibliothek nutzen. Selbst Steam, Origins, Epic oder andere Plattformen lassen sich so über das Cloud Gaming nutzen. Dabei wird Windows 10 genauso unterstützt wie iOS-Systeme oder gar Linux-PCs. Hinzu kommt eine echt kurze Latenz, die gerade bei einem Spiel mit Multiplayer besonders wichtig ist.
Dafür bekommt ihr sogar eine 4K-Auflösung bei 144 FPS geboten, was aktuell die beste Leistung in unserem Vergleich darstellt. Auch das Gaming über mobile Device läuft dank stabiler App schnell und problemlos. Lediglich die nervigen Ruckler, die immer wieder mal kurzfristig auftreten, können durchaus frustrieren – ob dies jedoch an einer schlechten Internetverbindung oder an der Hardware vor Ort bei Blade Shadow liegt, ist nicht ganz klar. Wenn Du also die 12,99 Euro pro Monat (im Jahresabo) zahlen kannst und möchtest, so bist Du bei diesem Anbieter sicher in guten Händen.
Cloud Gaming Anbieter #4 – Sony PlayStation Now
Quelle: Wikimedia.org
Vorteile | Nachteile |
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✅ sehr viele Exklusivtitel | ❌ keine Nutzung auf mobilen Devices |
✅ günstiges Jahresabo | ❌ keine 4K-Unterstützung |
✅ wenig Bandbreite benötigt | ❌ Gamepad ist Pflicht |
✅ für PS4, PS5 und PC geeignet |
Der Dienst von Sony ist einerseits einer der besten auf dem Markt, denn hier werden für einen wirklich günstigen Preis (gerade einmal knapp 60 Euro im Jahr) hunderte von neuen und alten Games zum Streaming angeboten – gerade Spiele aus der Zeit von PlayStation 2 und 3 können so noch einmal genutzt werden. Darüber hinaus ist es sogar möglich viele der Spiele auf der PlayStation 4 oder 5 herunterzuladen und dann lokal zu nutzen. Mittlerweile wurde zudem die Auflösung von bisher 720p auf 1.080p erhöht, sodass die Streaming-Qualität zwar nicht 4K / UHD erreicht, jedoch mit Full HD überzeugt.
Doch gibt es auch merkliche Probleme: Gerade auf einem großen TV-Gerät werden Probleme bei der Kompression sichtbar und die Bildqualität leidet. Darüber hinaus reichte bereits ein 6 Mbit/s Leitung für das Streaming der Games in 720p – für 1.080p solltest Du jedoch 32 bis 50 Mbit/s haben. Eine wirkliche Alternative für das Zocken an der Konsole bietet PS Now damit nicht – es sei denn, Du möchtest unbedingt alte und neue PlayStation Games auf deinem Windows PC oder Laptop nutzen. Eine Unterstützung von mobilen Devices gibt es bei diesem Dienst leider auch nicht – obwohl mit der PlayStation Vita oder der PlayStation Portable ja Handhelds ebenfalls zum Line Up von Sony gehörten.
Wie funktioniert Cloud Gaming eigentlich?
Wohl jeder hat heutzutage schon einmal etwas von Streaming-Diensten gehört, schließlich sind Anbieter wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ aus heimischen Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken. Dabei können sich die Nutzer aus einer breiten Bibliothek verschiedene Serien und Filme aussuchen und entweder über eine monatliche Zahlung auf die Inhalte zugreifen oder über eine einmalige Zahlung die Filme und Serien kaufen – und dann immer wieder nutzen. Dabei werden keinerlei Festplatten benötigt, da die Filme und Serien auf den Servern der Anbieter liegen und lediglich via Internet zu den TV-Geräten gestreamt werden.
Das Prinzip von Cloud Gaming ist ähnlich: Die Cloud Anbieter bieten mit dem eigenen Dienst eine breite Bibliothek an Videospielen an, aus denen sich die Nutzer entweder über einmalige oder monatliche Zahlungen die Games heraussuchen können, die sie interessieren. Der Clou hierbei: Du benötigst keinen teuren Gaming-PC, auf dem die Spiele installiert werden. Stattdessen steht die entsprechende Hardware bei den Anbietern vor Ort und du kontrollierst sie einfach über deinen PC, Laptop oder mobile Device. So kannst Du in der Theorie mit deinem 200 Euro Laptop auf Gaming-Hardware im Wert von mehreren Tausend Euro zugreifen – und das für eine geringe monatliche Gebühr.
Die Steuerung erfolgt ganz normal über Maus und Tastatur oder einem Controller deiner Wahl – lediglich Sony setzt Wert darauf, dass ein PlayStation Controller eingesetzt wird. Obwohl gerade am Windows PC auch andere GamePads wie zum Beispiel der Xbox Controller genutzt werden können.
Internet-Leistung ist essenziell
Während Netflix und Co Filme einfach vorladen können, ist dies gerade bei modernen Multiplayer-Games nicht möglich. Hier müssen deine Eingaben via Gaming Maus, Tastatur oder Gamepad innerhalb weniger Millisekunden an die Server übertragen werden. Beim Cloud Gaming ist hier sogar noch ein Zwischenschritt möglich, denn während Du normalerweise die Daten direkt an die Gaming-Server sendest, müssen sie beim Cloud Gaming zunächst von Dir zum Anbieter gelangen, bevor sie dann an den Gaming-Server weitergeleitet werden.
Quelle: Shadow Tech Homepage
Damit dies kein Problem darstellt, solltest Du mindestens eine Leistung von 50 Mbit/s nutzen können, da es sonst schnell zu Rucklern oder Aussetzern kommt. Besitzt Du eine Internetverbindung bis zum Beispiel 6 Mbit/s mit geringerer Leistung so kannst Du zwar auf Notebooks oder mobilen Devices mit einer niedrigeren Auflösung noch eine ordentliche Leistung bekommen, doch 1.080p oder gar 4K / UHD ist dann nicht mehr möglich.
Die Folgen von niedriger Bandbreite sind dann übrigens in der Regel die selben, die du auch auf Streaming-Plattformen wie Twitch oder YouTube findest: Die Bildqualität wird automatisch nach unten skaliert und alles wirkt matschig. Mitunter führt dies sogar dazu, dass Du die Bildschirmtexte von Dialogen oder Anweisungen nicht mehr lesen kannst. Eine schlechte Latenz in Multiplayer-Spielern hingegen sorgt dafür, dass Du eigentlich keinerlei Chance mehr auf schnelle Reaktionen hast.
Gaming auf mobilen Devices
Einer der größten Vorteile von Cloud Gaming ist die Nutzung der eigenen Lieblingsspielen auf Tablet und Smartphone. Egal ob auf dem Sofa, unterwegs in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einfach während der Mittagspause – da hier die Ansprüche an die Bildqualität wesentlich geringer sind, reicht eine geringe Bandbreite bereits aus.
Leider sind hier nicht alle Anbieter vorbildlich, denn während Blade Shadow und Geforce Now eine vorbildliche App anbieten, verzichtet PS Now gänzlich auf eine Kompatibilität mit mobilen Devices. Google Stadia bietet ein merkwürdiges Zwischending an, bei dem nur eine geringe Anzahl an Smartphones unterstützt werden. Hier würden wir uns einfach eine breitere Auswahl wünschen.
Quelle: Pixabay.com
Cloud Gaming – Probleme der Zukunft
Auch wenn das Konzept “Cloud Gaming” die Phase der Kinderschuhe bereits hinter sich gelassen hat, so ist doch lange nicht alles Gold was glänzt. Nur Blade Shadow bietet bisher die Möglichkeit alle der eigenen Spiele auf den Systemen des Anbieters zu installieren. Schade also, dass der Anbieter aktuell im Insolvenzverfahren mit ungewisser Zukunft steht. Bei Geforce Now hingegen besteht immer die Möglichkeit, dass gerade AAA-Spiele einfach von heute auf morgen aus der Bibliothek verschwinden – so zum Beispiel mit Games von Blizzard Activision oder Bethesda geschehen.
Google Stadia hingegen bietet nicht nur eine besonders geringe Anzahl an Games, sondern hat zudem die Studios für Exklusivtitel eingestampft. Auch müssen die nicht im Abo enthaltenen Games über den Stadia Store gekauft werden, bei dem niemand genau weiß, ob er langfristig bestehen bleibt – oder was mit den gekauften Spielen passiert, falls Google das Projekt komplett beendet. Weitere Informationen dazu gibt es derzeit noch nicht.
Letztendlich lässt sich zusammenfassend sagen, dass Cloud Gaming noch immer eine Nische darstellt. Ob sich das in Zukunft ändern wird ist fraglich – Gründe gäbe es genug. Teure Grafikkarten, Bequemlichkeit und bessere Abomodelle für AAA-Games sind die Hauptgründe, warum immer mehr Nutzer einen Blick auf die aktuellen Anbieter werfen. Zudem ist noch viel Potential nach oben bei den verschiedenen Plattformen vorhanden, um die aktuellen Cloud Modelle auszubauen und einen besseren Service zu bieten. Auch haben bereits andere Tech-Giganten wie zum Beispiel Amazon und Microsoft ein Interesse an der Gaming-Alternative bekundet und könnten in diese Sparte mit einsteigen.